Die sozialen Medien sind fester Teil des Alltags von Jugendlichen. Dabei nutzen Jugendlichen die Plattformen nicht nur zum Austausch mit Freund:innen, sondern auch um sich zu informieren und zu diskutieren. In und durch die sozialen Medien bilden sich politische Meinungen.
Welche Rolle spielt Europa und die EU auf Instagram und TikTok? Wie oft positionieren sich Influencer:innen und Jugendorganisation zur Europäischen Union? Welche Relevanz haben politische Themen auf den großen Plattformen?
Diesen Fragen untersuchen Cornelius Helmert, Jaroscha Pia Steinhauer und Janine Dieckmann in ihrer Social Media Analyse.
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Zusammenfassung
Mit Blick auf die Zukunft der Europäischen Union (EU) stehen vor allem Jugendliche als ihre zukünftigen Gestalter/-innen im Fokus. Diese befinden sich in einer sensiblen Phase der politischen Sozialisation, in welcher Schule unterstützend eingreifen kann. Im vorliegenden Beitrag untersuchen wir die Rolle von Schule als Sozialisationsort für politische Einstellungen zu EU und Europa mittels einer qualitativen und einer quantitativen Studie. Ergebnisse beider Studien deuten darauf hin, dass Jugendliche tendenziell positiv gegenüber der EU eingestellt sind, aber durchaus hohe Erwartungen an die EU haben. Schule als Sozialisationsort spielt für Schüler/-innen eine geringe Rolle. EU und Europa würden nur selten thematisiert werden und die Thematisierung hänge großteils von engagierten Lehrkräften ab. Die Wichtigkeit dieser und weiterer nicht-curricularer Merkmale wird durch die Ergebnisse beider Studien gestützt. Für den Schulkontext ergeben sich verschiedene Implikationen: Wissen über EU und Europa an Schüler/-innen sollte möglichst hierarchiefrei vermittelt, Interessen von Schüler/-innen sollten berücksichtigt und Europabildung sollte nicht als reine Institutionslehre gestaltet werden.
Mayer, A.-M.*, Helmert, C.*, Körner, A.*, Dieckmann, J., Eckstein, K., Jugert, P., & Noack, P. (2023). Europa und Schule: Auswirkungen des Lernorts Schule auf die Einstelllungen von Jugendlichen gegenüber EU und Europa. Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 3, 277-294. https://doi.org/10.3262/ZSE2303277 (geteilte Erstautor*innenschaft).
Zusammenfassung
Das Jugendalter gilt als prägende Zeit für die Entwicklung politischer Einstellungen. Mediale Inhalte können auf diese Entwicklung einwirken und sind neben der Schule einer der wichtigsten Sozialisationskontexte. Besonders negative mediale Inhalte können populistische Einstellungen fördern und dadurch die Unterstützung für die EU schwächen. Da die Wirkung von medialen Inhalten wahrscheinlich von kurzer Dauer ist, untersuchten wir diese kurzlebigen Assoziationen von Medien mit der europäischen Identität und der Unterstützung für die EU mittels täglicher online Befragungen. Für die täglichen Befragungen zeigten sich, dass eine höhere Zustimmung zu populistischen Aussagen an einem Tag mit mehr negativen Gefühlen gegenüber der EU an demselben Tag einherging. Populistische Einstellungen und die Identifikation mit Europa waren jedoch nicht miteinander verbunden. Der Konsum negativer Medieninhalte ging mit höheren populistischen Einstellungen am selben Tag und indirekt mit einer negativeren Einstellung gegenüber der EU einher. Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass Medien eine wichtige Rolle für die Entwicklung politischer Einstellungen Jugendlicher spielen.
Mayer, A.-M., Neubauer, A. B., & Jugert, P. (2023). What is in the news today? How media-related affect shapes adolescents‘ stance towards the EU. Journal of Adolescence, 1-11. https://doi.org/10.1002/jad.12225